Es rutscht – und zwar nicht nach unten, wie man vermuten würde, sondern nach oben. Entgegen der Schwerkraft. Wie kann das sein? Ich mochte Physik noch nie und sie mich ganz offensichtlich auch nicht. Aber es hilft nichts, mein Kleid schiebt sich weiter nach oben. Schritt für Schritt, Millimeter für Millimeter. Bei großen Schritten gleich mehrere Millimeter auf einmal. Von Ochos will ich gar nicht erst reden. So wandert es Stückchen für Stückchen meine Beine hinauf. Inzwischen hat es eine gefährliche Zone erreicht, weiter darf es nicht hochrutschen, sonst bin ich ziemlich entblößt. Es wird heikel. Ich mache kürzere Schritte – Führung hin oder her. Ziehe den Bauch ein, atme kaum noch. Dissoziation? Pah, jetzt gibt es Wichtigeres. Voleos? Nix da, das ist ein Notfall. Ich bewege mich so wenig wie möglich. Der Führende merkt nichts von dem Malheur, wundert sich wahrscheinlich nur, warum ich seine Impulse nicht so aufnehme, wie er es möchte. Fragt sich vielleicht, was er falsch macht. Tja, da muss er jetzt durch – so wie ich. Das Lied ist schon fast rum. Gleich bringe ich mein Kleid wieder an Ort und Stelle – raus aus der Gefahrenzone. Ich werde immer angespannter, öffne die Augen. Das Licht ist erstaunlich hell für eine Milonga, die Stuhlreihen um die Tanzfläche gut besetzt. Mein Po hätte hier einen wirklich großen Auftritt.
Es hat keinen Sinn mehr, ich muss handeln und zwar jetzt sofort. Doch da ist der Tango schon zu Ende. Ich habe es gar nicht bemerkt, war so mit mir beschäftigt. Puh, meine Chance….oder? Zu früh gefreut. Mein Tanzpartner bleibt ganz eng in der Umarmung, will mich wahrscheinlich beruhigen, dafür sorgen, dass ich mich entspanne. Er merkt ja auch, dass was nicht stimmt. Die Umarmung ist schön – hach, wenn die Sache mit dem Kleid nicht wäre, ich würde es genießen. Wenn, ja wenn… Ich löse mich von ihm – es geht nicht anders -, bringe mein Kleid in Ordnung, ganz beiläufig soll es aussehen. Dazu sage ich ein paar Worte, locker und scherzhaft, den Schein wahrend. Doch eigentlich ist mir nicht nach Scherzen zumute – so gar nicht. Das war absolut ernst und wirklich sehr, sehr knapp.
Ach Mädchen, da würde ich doch einfach drüber stehen.
Gestern meinte die Tango-Lehrerin zu den Frauen, „Chicas, macht die Ochos etwas mehr sexy.“ Ja manche Frauen tanzen asexuell, das ist mir auch schon aufgefallen. Andere lassen es rutschen. Wenn ich so etwas sehe, frage ich mich immer, wie schaffen die das, dass das Kleid hoch rutsch. Ist das eine besondere Technik, die sie in irgendwelchen Frauentechnik WS beigebracht bekommen.
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Vielleicht solltest Du das nächste Teil nicht in Deiner Traumgröße kaufen, sondern in der richtigen…
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Ich sehe da „naturgemäß“ auch keine Probleme, allenfalls Problemzonen. 😉
Wobei eine „Tangouniform“ – aus glatten Synthetik und an der Kimme gerafft – allerdings nicht hochrutschen sollte…
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Wohl wahr… aber eben „sollte“ – wenn ich sehe, wie viele Frauen zwischen den Liedern an ihren Klamotten rumzupfen, bin ich da nicht so sicher.
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Neue Kleider und ihre ungeahnten Fähigkeiten… Beim nächsten mal prüfen, ob es dir etwas ausmacht oder ob du es sogar forcierst, wenn dass tanzen mehr sexy ausfällt. Ist die Antwort nein, muss es länger sein. Ich frage mich ob Tangueros mit ihren Kleidungsmöglichkeiten auf milongas mit ähnlichen Situationen zu kämpfen haben? Attraktivität vers. Wohlfühlen und Bewegungsfreiheit.
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Das Hauptproblem von Tangueros ist eher dieses manchmal übermäßige Schwitzen. Manchmal läuft das Wasser, das ist schon beeindruckend.
Anfänglich war es mir immer sehr peinlich. Ich hab auch immer ein Wechsel hemd dabei. inzwischen sehe ich das lockerer, als eine Tanguera mal zu mir meinte, du schwitz wegen mir, das gefällt mir. Das war ein schönes Geschenk. S.eit dem ist es mir nicht mehr so peinlich.
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Nun, wenn sie das so ehrlich meinte, ist das gut für dich.
Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich durchaus auch schon auf mögliche Tandas mit wirklich guten Tänzern verzichtet habe, weil sie mir zu verschwitzt waren.
Andererseits gibt es auch Momente – gerade im Sommer, wenns es sehr warm ist – da schwitzen alle so doll, dann ist es auch schon egal.
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Da sieht man sicher bei 30 Grad in der Fußgängerzone mehr Popo als auf einer Milonga – also lass rutschen! Kleiner Tipp: Unterwäsche anpassen (Optik, Form, Anti-Rutsch…). Keine Unterwäsche nicht empfehlenswert, oder: no risk – no fun 🙂 .
@waldstern: ich frag mich das mit einem meiner (eigentlich prerfekt sitzenden) Oberteile auch, ob Männer das in WS beigebracht bekommen, wie man die Führung am besten so macht, dass der Frauen schönste Teilchen schon beim ersten Tango nach draußen hüpfen 😉 😉
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@ Sandra
Ein interessanter Ansatz. Bei diesem Männer Workshop
http://tangochicos.com/Chicos.html
sind zwar alle möglichen Männerthemen angesprochen, aber deine Idee fehlt (noch).
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Na ist doch klar, waldstern, warum das fehlt: da tanzen ja nur Männer mit Männern. 😉 Zumindest wäre Erfolgskontrolle durch direkte Sichtung des Ergebnisses schwierig 😉 und ist wohl in der Runde auch nicht gewollt. Jedoch die Inhalte an sich lesen sich doch gut….
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Tango als Geschicklichkeitsspiel, bei dem man die Bällchen aus dem Körbchen heraus und wieder hinein hüpfen lässt? Genial, das Problem „Männermangel“ dürfte beiläufig gelöst sein! 😉
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Kleiner Tipp am Rande: Nicht jeder Spruch aus der Herrenrunde passt 1:1 so in die Weiten des Internets.
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Erstaunlich, wie hoch auch ein Rocksaum-Thema rutschen kann, jetzt ist es im Kopf angekommen. Aber ich finde das im Internet besser aufgehoben als am Tanzflächenrand.
Also zur Sicherheit und für Laien:
Tango ist kein Hüpf-Tanz und ich tanze Tango ganz überwiegend mit Brustkontakt. Da hüpft gar nichts, schon gar nicht raus. Und wenn eine Dame zwischen zwei Tänzen ihre Kleidung richtet, dann nehme ich das kaum wahr, noch weniger kommentiere ich so etwas.
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Danke, für die Klarstellung.
Und ja, es ist immer wieder beeindruckend, wie die Texte zu den banalsten Themen, wie rutschende Textilien, die meisten Reaktionen auslösen.
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@wirdschonwerden:
„Hüpfen“ war eher scherzhaft gemeint, „schlüpfen“ hätte es wohl besser getroffen, aber das fand ich wiederum zu…hmmm.
Aber um mal bei der Sache zu bleiben: Ausgehend von der Zurechtrück-Häufigkeit meines Oberteils während einer Tanda macht das eben jeder Mann etwas anders mit dem Brustkontakt, ohne nun von besser/schlechter/falsch/richtig usw. zu sprechen. Und dann kommt es vor, dass eine Tanda ständiges und die nächste überhaupt kein Herumzupfen zur Folge hat. Ich finde es auch nicht schlimm und auch nicht nervig, passiert im Alltag ja auch oft. Röcke oder Shirts rutschen, Hosen kneifen und ob ich kurz zupfe oder der Mann sich nach jedem Tango den Schweiß abtupft tut m.E. dem allen keinen Abbruch…
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Oh ja, Unterwäsche ist ein wichtiger Punkt, es gibt regelrechte „Rutschunterwäsche“, da rutscht alles bestens in alle Richtungen, das machts nicht leichter.
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Tja, ich möchte der Autorin den Rat mit auf den Weg geben, sich selbst und das Dérangement ihres Textils nicht weiter zu dramatisieren.
Dann könnte die Erkenntnis reifen, dass das Aufblitzen tänzerischen Könnens anderes Aufblitzen völlig überdecken kann, wie sich vorzüglich hier nachprüfen lässt:
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Es kann aber auch genau umgekehrt laufen. Anderes Aufblitzen sorgt dafür, dass keiner mehr auf den Tanz und das tänzerische Können achtet.
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Tja, in dem Blogpost ergeht sich die Autorin über die für sie unerträgliche Qual, dass sich ihr Kleid hochschiebt, und sie das Steigen des Rocksaumpegels ertragen muss und erst der erlösende Gong des Musikendes sie erlöst.
Nun, eine souveräne Frau hätte kurz die Umarmung gelöst, das Kleid zurecht gezupft, und weitergetanzt, statt sich hier als Märtyrerin zu gerieren.
Tja das lehrt immerhin, dass die in manchen Blogs gern angeführte „Frauenpower in der Ronda“ doch an Voraussicht und Souveränitat vermissen lässt. Ein Mangel den scheinbar auch ein Besuch eines Führungskräfteseminars für tangotanzende Controllerinnen nicht kompensieren konnte. Zufall?
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Lieber Wiener Milonguero: Mit dem Blog ist es wie im richtigen Leben: Viele Frauen (die schreiben), viele Facetten. Von stark bis schwach – alles dabei…Und nicht nur Controllerinnen…worüber viele sicher glücklich sind 😀
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In diesem Falle freue ich mich darüber, mit welch einer stilistisch geschickten Weise hier mit dem Zaunpfahl zu winken vermocht wird.
Diesen möchte ich gerne aufgreifen, um hinsichtlich der Dichotomie ’stark‘ und ’schwach‘ mithin meiner Freude Ausdruck verleihen,
dass es somit eine unausgesprochene Übereinkunft bezüglich der Einschätzung von einerseits schwachen und von andererseits vordem erschienenen, manchmal recht starken Blogposts zu geben scheint.
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Manche Damen lösen sich sanft aus der Umarmung, zupfen alles zurecht – bleiben dabei in der Bewegung, und dann geht’s wieder weiter. Ich finde ungewollte Einblicke nicht so sexy, wenn die Dame sich dabei merklich nicht wohlfühlt.
Erst vor ein paar Wochen meinte eine Dame zu mir: so, Du tanzt jetzt das und das und das…, ich habe ein neues Outfit, ich muss erst ausprobieren, ob eh alles am Platz bleibt.
@Sandra: es gibt Oberteile, da kriege ich bei jedem Atemzug der Tanguera Angst….
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@Börni: versteh ich. Allzu sexy lässt zuweilen mehr den Mann als die Frau verkrampfen.
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Ich glaube, das ist der Punkt, gewollt und für die Dame ok, mag sexy sein, ungewollt, zu viel und so, dass die Frau sich nicht mehr wohlfühlt, wird verkrampft und hat dann auch nix mehr mit sexy zu tun.
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Ich gratuliere den Kolleginnen zur Themenwahl! Sex sowie Crime ziehen halt immer – gleich 22 Kommentare! Froh bin ich dennoch, das ich die Story nicht veröffentlicht habe, da wär’s wieder hoch hergegangen. Und ich kann ja über rutschende Röcke auch nicht aus eigener Erfahrung berichten…
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Welche Koinzidenz! Denn erstaunlicherweise sind wir hier wirklich der gleichen Meinung, werter G.R., da auch ich bin froh um jede ‚Story‘ bin, die nicht bei Dir veröffentlicht wird.
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Lieber Gerhard Riedl, ein – aus unserer Sicht – sehr löblicher Ansatz, nur über das zu berichten, womit man eigene Erfahrungen hat.
Dies könnten sich durchaus auch andere zu eigen machen.
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Wie wahr! Allerdings grenzt es an sexuelle Diskriminierung, wenn Frauen zwar die Deutungshoheit über Röcke und Kleider haben, nicht jedoch die Männer über Hosen.
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Nun, werter G.R., sei versichert, die Deutungshoheit -oder ‚Meinungsführerschaft‘, über die Du so gerne zu schwadronieren pflegst- bezüglich Deiner Hose bleibt Dir natürlich ohne jegliche Anfechtung belassen.
Ich möchte Dir empfehlen, auf Deinem eigenen Blog zu diesem Thema einen Text einzustellen, der dort bei den Lesern ohne jeglichen Zweifel überbordendes Interesse erregen wird.
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Na, meine Herren, bitte keine fremden Fehden auf unserem Boden.
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Männer, die Röcke oder Kleider tragen, können natürlich ebenso über die Erfahrungen, die sie dabei machen, berichten wie Frauen, die Hosen tragen.
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